Acts 18

Text: Apostelgeschichte 18,1-17 Pauli Verrichtung zu Korinth, wie sie anfänglich durch der Juden Widersetzlichkeit erschwert, durch göttlichen Trost aber erleichtert worden, und auch von der weltlichen Obrigkeit ohne Hindernis geblieben ist. Korinth, und was ihm der HErr daselbst auszurichten gab, nennt Paulus selber das Siegel seines Apostelamts (1.Kor. 9:2), teils um der vielen Hindernisse willen, die das Evangelium daselbst zu überwinden hatte, teils um des blühenden, und an allen Gaben so reichlich gesegneten Wohlstandes willen, in den die Gemeinde daselbst kam. Der Anfang aber war gering. Paulus war selber nur wie ein - auf seinem Handwerk Reisender anzusehen. Den ersten Eingang suchte er wieder bei den Juden, und hielt sich deswegen auch zu Aquila und Priscilla. Es ist nicht klar, ob diese schon Etwas von Erkenntnis des Evangeliums mit aus Rom gebracht hatten, oder ob ihnen hier erst die Bekanntschaft mit Paulus dazu verholfen hat. So viel aber ist aus Röm. 16:3-4 zu ersehen, daß diese, sich hier wie unvermutet ergebende Bekanntschaft für Paulus nachgehends sehr nützlich und tröstlich geworden ist. So gedenkt der HErr JEsus immer noch an sein Wort, daß Er denen, die Brüder und Schwestern verlassen, anderwärts dergleichen schaffen wolle. Und wer kann sagen, daß er nicht auch zuweilen dergleichen Unterstützung bedürfe. Man vergleiche 2.Kor. 2:13 , 7:6 . - Der Befehl des Klaudius, daß die Juden Rom meiden sollten, muß nicht lange bestanden sein. Selbst Aquila und Priscilla sind dorthin wieder zurückgekommen. Was aber über alle geht, daran Anteil zu nehmen, muß sich ein christliches Herz um so leichter bequemen. - Weil das erste Lehren auf alle Sabbather (V.4) so merklich unterschieden wird von dem Bezeugen, daß JEsus der Christ sei (V.5) , so ist wohl zu vermuten, daß Paulus Manches zum Wegbereiten habe vorangehen lassen, wie es eine Erweckung unter Juden und Griechen anzurichten vermögend war. Doch zu lange konnte er sich dabei nicht aufhalten, sondern die Liebe Christi und der - in ihm liegende Schatz der Erkenntnis Christi drang ihn, mit der Hauptwahrheit des Evangeliums herauszurücken. Diese war freilich vielen ein harter Prüfstein, die sich mit Widersprechen und Lästern vergriffen. Doch wurden dem Paulus auch schöne Erstlinge aus Achaja zur Freude; und er bekam nach dieser Erklärung desto freiere Hand, an den Heiden zu arbeiten. So gibt es an manchem Ort Höhen, die sich erheben wider die Erkenntnis GOttes und Christi; es gibt Ströme der Ärgernisse, die ein Grauen einjagen können und darüber kommt einem eine himmlische Stärkung wohl. Paulus muß es noch eingedenk geblieben sein, wie ihm anfänglich in Korinth zumute war, weil er sich 1Kor. 2:3 darauf bezieht: Ich war bei euch mit Schwachheit, und mit Furcht, und mit großem Zittern; und 1Kor. 16:10 ihnen Timotheus empfiehlt, ihm so zu begegnen, daß er ohne Furcht bei ihnen sei. Was für ein großes Volk aber GOtt durch seine Auswahl und Beruf sich sammeln, und auch aus denen, die sonst mit schweren Banden der Finsternis beladen waren, zur Erkenntnis der freimachenden Wahrheit bringen würde, das konnte Paulus für sich selbst nicht wissen, wenn es ihm nicht durch die himmlische Erscheinung wäre angedeutet worden. - So manierlich Gallions Bezeugen war, und dem Lauf des Evangeliums wirklich auch vor den widersprechenden Juden Ruhe schaffte, so hat er doch für sich selbst viel versäumt, daß er des Paulus Zeugnis gar nicht anhörte. Felix erschrak doch noch darüber. Gallion aber schläferte sich in seiner Gleichgültigkeit völlig ein. Und daß doch darunter ein heimliches Schöntun gegen die Gottlosen gelegen, sieht man daraus, daß er auch der - an dem Sostenes ausgeübten Gewalttätigkeit nicht gesteuert hat. Text: Apostelgeschichte 18,18-28 Nachricht von einer weiteren, schnellen, aber doch zu manchem Guten, und zur Stärkung der Brüder gesegneten Reise Pauli. Dem großen Volk zu lieb, das ihm in der himmlischen Erscheinung angedeutet ward, und Gallions gelinde Art so weit zu benützen, als sie für das Reich Christi zu brauchen war, hielt sich Paulus noch lange in Korinth auf. Der Wortfügung nach ließe sich das Bescheren des Hauptes auch von dem Aquila verstehen, wie manche Ausleger meinen, die es nicht gern auf Paulus kommen lassen. Aber der Art der biblischen Geschichte ist es doch gemäßer, es von der Hauptperson der Geschichte zu verstehen. Und da Paulus die ganze Reise nach Jerusalem seinen Brüdern nach dem Fleisch zu lieb unternommen hatte, so hat auch wohl das sich selbst aufgelegte Gelübde, und das nach demselben beobachtete Bescheren seines Hauptes eine ähnliche Absicht haben können. Daß Paulus durch kein übles Begegnen der Juden abzutreiben war, sondern an jedem Ort wieder neuen Versuch machte, floß aus der Einfalt, die lieber duldet, als beschwert, nicht gern ein allgemeines Vorurteil aufkommen läßt, jeden Ort, jede Art Leute wieder selbst prüft, und nach den erfundenen Umständen behandelt. - Aus der Bitte, länger bei ihnen zu bleiben, ist wirklich eine Willigkeit, das Wort aufzunehmen, mit Grund zu schließen gewesen. Doch hat der Apostel unter diesem scheinbaren Antrag nicht gerade einen göttlichen Beruf vermutet, sondern sein Verlangen, nach Jerusalem zu reisen, diesmal vordringen lassen. Daß aber von seiner dortigen Verrichtung so gar nichts gedacht, sondern an das: Er grüßte die Gemeinde, sogleich wieder sein Abzug angehängt wird, gibt doch fast zu vermuten, daß er auch diesmal wieder in Jerusalem das Feld nicht angetroffen habe, daran seine weitere Arbeit wäre angelegt gewesen. - An dem Apollo sieht man, wie man auch mit Anwendung eines Pfundes doch fruchtbarlich wuchern kann. Sobald ihm aber Weiteres auf richtigem Weg angeboten wurde, so hat er es nicht versäumt. Sonst hätte die Untreue, der Undank, die Unreinigkeit des Gewissens ihn zu keiner Brünstigkeit im Geist mehr über sein Erkanntes kommen lassen. Es ist ein schöner Beweis, wie die gliedliche Handreichung in der ersten christlichen Kirche durch so mancherlei Gelenke und Fugen zur Erbauung des ganzen Leibes ist herumgeführt worden, daß man an Apollo die Gabe zum öffentlichen Vortrag hoch geachtet, und er neben derselben doch den völligeren Unterricht, der ihm abging, von Aquila und Priscilla angenommen hat, diese aber ihm gern in der Stille damit gedient, und sein Ansehen im Öffentlichen nicht untergraben haben. In der Kirche Christi ist Alles, selbst der Unterschied der Gaben, auf Liebe und Gemeinschaft eingerichtet. Wer das aus Unlittigkeit und Wohlgefallen an sich selbst trennt, der ist dem Hausherrn wenig bräuchlich. Je eher aber die natürlichen Gaben durch Gnade gesalbt, durchdrungen und geheiligt werden, je gesegneter und friedsamer werden deren Gebrauch und Anwendung.
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